Im September noch in der Lachnerstraße, seit Mitte Oktober in der Helene-Weber Allee: Der Neuhauser Öko-Esel wächst nicht nur, sondern er ist auch ganz schön mobil. Zum Glück hat das schon sehr beliebte Langohr sein neues Zuhause wieder in diesem Viertel gefunden. Nun hat es mehr Platz für sich selbst – und unser gesundes Bio-Futter.

Der Öko-Esel ist ein Mitgliederladen. Gestartet als Drahteselservice für Lebensmittel  schultert dieser heute besonders großes Gepäck: die Versorgung der Nachbarschaft mit hochwertigen Bio-Lebensmitteln beinahe zum Einkaufspreis. Ebenso starrsinnig, wie es die oft unterschätzten Namenspatrone nun einmal sind, weigert sich dieser Öko-Esel doch tatsächlich, kommerzielle Ziele zu verfolgen und mit seiner Arbeit reich zu werden.

Hinter dem Öko-Esel stehen drei junge Gründer, die denken, dass Bio-Nahrungsmittelversorgung im Mitgliederverbund eine gute Alternative zum Einkauf im Bioladen ist. Ihre Argumentation überzeugt: „Durch monatliche Mitgliedsbeiträge decken wir unsere Kosten und befreien uns vom Profitdruck.“ In Klammern: Reguläre Mitglieder zahlen einen Monatsbeitrag von 15 Euro. Ab der dritten Person im Haushalt wird es günstiger, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind (derzeit noch) frei. Zurück zum O-Ton: „Die Lebensmittel geben wir beinahe zum Einkaufspreis weiter.“ Der kleine Aufschlag, der sich hinter dem Wort „beinahe“ versteckt, liegt bei maximal 15 Prozent. Er deckt pauschal alle Kosten ab, darunter die, die durch Verderb entstehen und sich leider nicht  gänzlich vermeiden lassen.

In den Regalen des Öko-Esels stehen damit Produkte, die rund 30 Prozent günstiger sind als in den Bioläden. Alle Preise werden immer wieder aktuell errechnet, und wir Kunden sehen dann unübliche Beträge wie 1,64 € oder 3,42 € anstelle der psychologisch optimierten 2,99 € oder 4,89 €, die beim In-den-Wagen-legen gefühlt sechs Euro ausmachen, aber an der Kasse dann doch eher acht Euro tendieren.

Studenten, junge Familien, einkommensschwache Nachbarn: Alle sollen in den Genuss von hochwertiger und fair produzierte Nahrung kommen können. Das treibt die Öko-Esel-Betreiber an. Sie stellen wann immer möglich saisonale und regionale Waren bereit, freuen sich über den Plausch mit ihren Mitgliedern und verzichten mit Stolz darauf, Kindern und Erwachsenen an der Kasse noch ein paar Konsumangebote nahe zu legen.

Die Mitgliedschaft im Öko-Esel ist monatlich kündbar. Knebelverträge gibt es nicht. Wer umzieht oder andere Gründe hat, ist also schnell wieder frei. Und umgekehrt: Interessenten können einfach mal vorbeischauen und einen Testkauf absolvieren. Neue Mitgliederanträge liegen offen aus. Als Geschäftspartner fungiert die Deininger, Schmidt GbR. Dahinter stehen Kathi, die schon auf Biohöfen in Südafrika gearbeitet hat, Konstantin, dem Zahlen und Werte wichtig sind sowie Hannes, der vom Marburger Mitgliederladen Onkel Emma schwärmt und sich bereits im Studium mit dem Thema beschäftig hat.

Dass der Öko-Esel wirklich gut für den Geldbeutel ist, bestätigen die Mitglieder immer wieder. Im Gegenzug für die günstigen Preise nehmen sie dann gern in Kauf, dass die Auswahl nicht so groß ist wie in den Bioladen-Ketten oder -Supermärkten. Tiefkühlkost beispielsweise wird derzeit noch nicht angeboten, aber eine Käsetheke ist bereits in Aussicht gestellt. Das Thema Verpackung spielt wiederum eine große Rolle: Es können sogar Wasch- und Geschirrspülmittel in eigene Gefäße gezapft werden.

Der Öko-Esel ist derzeit montags, mittwochs und freitags geöffnet. Er freut sich darüber, saftige Karotten mit seinen vielen Nachbarn zu teilen.

 

Hannes
Hannes hat in Marburg Sozialwissenschaften studiert und dort den Mitgliederladen Onkel Emma kennen gelernt. Von diesem war er so angetan, dass er letztlich seine Bachelorarbeit über das Thema geschrieben hat. Nun möchte er das Konzept in die Heimatstadt bringen.

 

Kathi
Kathi ist staatlich anerkannte Erzieherin und unterstützt ÖkoEsel mit ihrer Kreativität. Dabei bringt Sie ihr Wissen, das sie auf verschiedenen Biohöfen in Südafrika gesammelt hat, ein. Ihr Wunsch ist es, dass die Qualität der Bioprodukte und die dahinterstehende Arbeit noch stärker ins Bewusstsein rücken.

 

© Deed Communication Agency