Marktplätze sind Orte, an denen sich Menschen begegnen. Aber viele von uns haben gar keine Zeit, tagsüber auf den schönen Märkten dieser Stadt zu bummeln – und die Personen zu treffen, die im Haus nebenan leben und vielleicht unsere Freunde werden könnten. Macht nichts, sagen wir dann, die lieben Kollegen taugen auch für private Termine. Vielleicht ist es fürs berufliche Weiterkommen sogar viel hilfreicher, sich abends mit ihnen in den angesagten Restaurants der Innenstadt zu verabreden?! Alle sind hip, alle sind fein, man isst, was die Res-taurantküchen so zu bieten haben.
Plan B: privat einladen
Es geht nichts über ein frisch zubereitetes Essen, das wir mit anderen Menschen, dazu ausreichender Zeit und viel Lust auf Gespräche an einem gemütlichen Wohntisch einnehmen, sagten sich der in Neuhausen wohnende Markus Henssler und sein Partner Jörg Zimmermann, als sie im April 2010 die www.mitesszentrale.de ins Internet brachten: einen virtuellen Marktplatz, auf dem Gastgeber auf Gäste und Gäste auf Gastgeber treffen. Dort kann sich, wer gerade keine Lust zum Kochen hat, zu Königsberger Klopsen nach Omas Art einladen. Wer endlich mal wieder Leben in die eigene, viel zu lang ungenutzte Küche bringen will, holt sich fremde Gäste ins Haus. Und wer abends mal wieder an einen gedeckten Tisch kommen will, verabredet sich für ein feines Menü.
Ein bisschen Herzklopfen gehört dazu
Die Wohnung eines unbekannten Menschen zu betreten, ist immer ein Abenteuer. Da zeigt jemand, welchen Geschmack er hat, wie ordentlich er sein mag, was er sich leisten kann. Umgekehrt ist auch das Einblick-Geben ins eigene Leben nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit. Ein wenig Mut erfordert es schon, sich auf diese Nähe einzulassen. Wenn der Gast aber gleich nach dem Betreten der Wohnung von Bratendüften eingenommen wird, bricht das Eis schnell. Und sitzt man erst bei einem Glas Wein gemeinsam am Tisch, ist das oft der Beginn eines wunderbaren Abends, den glitzernde Business-Utensilien wie Telefone wahrscheinlich nicht mehr gefährden werden.
Reden als Salz in der Suppe
Zwar geben Gastgeber vorab an, wann das Essen zu Ende sein wird. In der Praxis aber dauern über die Mitesszentrale vereinbarte Termine oft sehr viel länger als geplant, erzählt uns Markus Henssler. Skihüttenatmosphäre, fügt er verschmitzt hinzu. Man duze sich schnell, überwinde Altersunterschiede, höre spannende Geschichten, entdecke Gemeinsamkeiten, vergesse seine Tagesmüdigkeit–
und speise dabei durchweg ordentlich. Natürlich strenge sich jeder Gastgeber an, betont Markus Henssler, das sei einfach Ehrensache. Aber niemand müsse einem armen Hummer das Leben rauben; die selbst gemachte Lasagne erfreue das Herz ebenso. Dazu einen frischen Salat, ein Dessert, passende Getränke: Das reicht, um genügend Gäste zu finden, zumal der Preis – die anteiligen Einkaufskosten – dann erfreulich niedrig bleiben kann.
Täglich neue Freunde
In München sind derzeit etwa 800 Personen bei der Mitesszentrale registriert, die das Abenteuer Kochen mit dem Abenteuer Begegnung verbinden wollen. Entsprechend groß ist heute schon die Auswahl. Je mehr Menschen sich auf das neue Gesellschaftsspiel einlassen werden, desto feiner werden die Suchraster sein: „Heute koche ich für Fußballfans.“ „Ich suche mir andere Mütter mit Kleinkindern!“ „Warum keine Ü-60-Runde?“ „Mal schauen, wer in Neuhausen schon mitmacht!“ Dem Gestaltungswillen von Gastgebern und Gästen sind wenig Grenzen gesetzt.
Gleich in welchem Tempo sich die Mitesszentrale entwickeln wird: Schon heute ist niemand länger darauf angewiesen, beim Markttag über Nachbarn zu stolpern oder mit Kollegen auszugehen, die ihren Reiz nach acht Stunden Bürostress eigentlich längst verbraucht haben. Sie müssen auch nicht in Betracht ziehen, auf dem Heimweg in der U-Bahn Menschen mit der Frage zu überfallen, für wie viele Personen sie wohl heute Abend zu kochen gedenken – oder darüber grübeln, ob Sie demnächst mal Ihren Controller zu sich nach Hause bitten. Klicken Sie lieber www.mitesszentrale.de an. Es könnte sein, dass dort jemand wartet, der sich über Ihren Hunger auf Warmes und Gesellschaft freut.