Die erste Begegnung der mittelamerikanischen Architektin und des oberbayerischen Gastronomen fand irgendwann in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Sie verliebten sich ineinander und das Leben nahm seinen Lauf. Heute ist ihre Bilanz: eine Patchworkfamilie mit fünf Kindern, zahlreiche Kunstwerke – und ein gepflegtes Restaurant in der Volkartstraße. Dort stehen wider Erwarten weder feurige Schokoladensoßen noch Schweinsbraten auf der Karte, sondern, wie es sich für eine herrschaftsfreie transnationale Beziehung gehört, etwas beide Partner Verbindendes: Essen wie in Spanien. Sehr lecker! Empfehlenswert!
Seit bald zwei Jahren bereichert das VolkArt die Gastronomieszene rund um den Rotkreuzplatz mit einem ganz besonderen Angebot – und bringt mehr Meer nach München: Pulpo-Cocktail mit Limette und Koriander, zart und kräftig zugleich, Paella mit Meeresfrüchten, ganz frisch zubereitet, Calamaretti Andaluz mit Zitrone, Mayo und Salat, Fischsuppe mit Garnelen, Fischfilet vom Lavasteingrill … Selbstverständlich gibt es auch Nationalgerichte wie Gazpacho, die gekühlte Tomatensuppe, zwei weitere Paella-Varianten, Tortilla española, den warmen Kartoffelkuchen, und als Dessert die Crema catalana oder Leche frita: eine gebackene Milch. Da die spanische Küche stark vom Reichtum des Landesinneren geprägt ist, kommt außer Fisch und Meerestieren beispielsweise auch Rindersteak auf den Tisch, Chorizo, die scharfe Salami vom Schwein, oder Hühnerfleisch. Das pflanzliche Spektrum der Karte reicht von Artischocken, Avocados, Austernpilzen und Auberginen über Knoblauch und Kräuter bis hin zu den Zitronen. Um einen Eindruck von der Qualität des Essens zu bekommen, testen wir ein breites Sortiment kalter und warmer Tapas. Wir sind begeistert von der Frische der Zutaten und den Aromen der Komposition. Der Oktopus hat Biss, das Hummus inspiriert, das Öl schmeckt jung und fruchtig, die kleine grüne Paprikaschote ist knackig, die Dips haben eine ganz besonders feine Note. Ausgewählte Produkte, keine Frage.
Zubereitet werden sie von Köchen aus Madrid und Barcelona, die Wurzeln in Lateinamerika haben und deshalb auch schon einmal Soßen wie eine argentinische Chimichurri auf den Teller bringen. In der Küche wird Spanisch gesprochen, was natürlich auch Paolo, der Bayer, Kind einer Gastronomenfamilie, längst perfekt beherrscht. Zwei der fünf Kinder, Alejandro und Mercedes junior, sind trotz ihrer Jugend schon gastronomieerfahren und seit Beginn dabei. Sie helfen ihren Eltern im Service und prägen den Familienbetrieb mit. Keiner von ihnen kann sich ein Leben ohne Gastwirtschaft vorstellen – jeder Einzelne bringt dies durch wache Aufmerksamkeit und offene Freundlichkeit zum Ausdruck. „Ein individuelles Restaurant wollte ich aufbauen“, erzählt Paolo, „eins, in dem die Gäste entspannen und genießen, als wenn sie im Urlaub wären.“ Das ist ihm mit Sicherheit gelungen, zumal er mit seiner großen Weinkenntnis auch noch dafür sorgt, dass einfache bis gehobene, immer sorgfältig ausgesuchte Weine, darunter viele spanische, das Esserlebnis abrunden. Damit sich auch waschechte Bayern bei ihm zu Hause fühlen, wird übrigens Helles des herzoglich bayerischen Brauhauses Tegernsee frisch gezapft und das traditionsreiche Unertl Weißbier ausgeschenkt. Die Mutter von Alejandro und seiner Schwester, Mercedes senior, haben wir dieses Mal leider nicht persönlich angetroffen. Trotzdem war die Künstlerin mit ihren Kreationen und Farben fast allgegenwärtig: Eine Auswahl ihrer Werke ist gleich im Restaurant VolkArt zu sehen, weitere Bilder hängen in der Galerie gleich neben dem Gastraum. Beide Räume können miteinander verbunden und für Feste und Feiern angemietet werden. Die Kunst vor Ort taucht das Restaurant in ein größeres Ganzes ein und verleiht ihm eine besondere Atmosphäre.