Das Leben in einer Großstadt ist wunderbar: Kultur, Tole- ranz, Abwechslung. Und Ein- kaufen auf höchstem Niveau. Mag es den Landmenschen reichen, einmal in der Woche in den lokalen Discounter einzukehren, wir Stadtmen- schen ziehen es vor, mal in diese, mal in jene Richtung auszuschwirren und die besten Produkte der Welt zu entdecken. Wie einen Oolong, den Champagner unter den Tees. Wir fanden ihn im Her- zen der Millionenstadt Mün- chen, mitten in Neuhausen 😉

Pei-Jen Müller-Lierheim hat sich für den Teeweg entschieden, denn die in Taiwan geborene und seit über zehn Jahren in München lebende Designerin ist von Kin- desbeinen an mit Tee groß ge- worden und hat in ihrem bisheri- gen Leben einen inneren Zugang zur Teekunst gefunden. Taiwa- nesischer Tee hat eine lange Geschichte, und anders als im Nachbarland China, wo die Kul- turrevolution Mao Zedongs mit Traditionen brach, wird auf der schönen Insel von denen, die Zeit und Muße finden, auch heute noch gern eine richtige Teezere- monie ausgeführt.

Pei-Jen Müller-Lierheim hilft uns auf die Sprünge: Wir sollen den Tee mit Wein vergleichen. Guter Wein kommt aus stimmigen An- baugebieten, er braucht die opti- malen Wachstumsbedingungen, ausreichende Reifungszeiten, erfahrene Winzer. Die besten Weine sind oft verkauft, bevor sie fertig sind, weil echte Weinken- ner wissen, was sie von diesem Gut und jenem Wetter erwarten dürfen. Edle Tropfen sind kleine Schätze, fast immer handwerklich hergestellt und werden nur in kleinsten Au agen vertrieben. Im Supermarkt sind sie eher nicht zu  nden. Für Tee gelten die glei- chen Regeln. Oder vergleichbare: Er ist handgep ückt, erzeugt von Meistern ihres Fachs – zum Bei- spiel in den tropischen Höhen Taiwans. Wir erfahren, dass der grüne Tee dem Traubensaft ent- spricht und der schwarze Tee dem Grappa. Zwischen beiden liege der Oolong, er entspreche im Reifungsprozess dem Wein. Oolong-Tee stammt ursprünglich aus China. Heute werden die bes- ten Sorten in Taiwan angebaut.

Pei-Jen Müller-Lierheim hilft uns auf die Sprünge: Wir sollen den Tee mit Wein vergleichen.

Während Pei-Jen Müller-Lierheim uns berichtet, dass füh- rende Feinkostläden der Stadt vielleicht zwei Sorten des Oolong- Tees – zu recht hohen Preisen – verkaufen, blickt sie stolz auf ihr Regal, in dem über vierzig Oo- long-Sorten, die sie selbst von den Plantagen importiert hat, in cremefarbenen Dosen lagern. Pei-Jen Müller-Lierheim lädt uns ein zu einer kleinen Teezeremo- nie. Bei plätscherndem Spring- brunnen und umgeben von zarten Düften bereitet sie uns einen Bu Zhi Chun im weißen Porzellan- kännchen zu, dann einen Dong Ding in der Tonkanne. Der erste Tee schmeckt klar und zart nach Flieder. Wie durch Zufall entde- cken wir den Fliederstil in der Vase auf unserem Tisch, und wir werden aufmerksam darauf, dass Pei-Jen Müller-Lierheim heute in zartlilafarbene Seide gekleidet ist. Unsere Trinkschüsselchen wurden vorgewärmt, später durften wir den Duft der Einfüllscha- le genießen. Der zweite Oolong schmeckt nussiger, kräftiger, sehr elegant. Er ist im Fermen- tierungsprozess weiter fortge- schritten, und das kann man wirklich schmecken. Weil Tee- trinken hungrig macht, knabbern wir ein Reiswäffelchen mit See- tang und greifen das Thema des Teewegs wieder auf. Es ist ein unendlicher Weg, lernen wir. Aber jede Zeremonie bringt neue Gedanken und Erfahrungen in den Endlosprozess ein. Reich kann man nicht dabei werden, wenn 50 Gramm Oolong für 5,50 Euro verkauft werden. Aber zu- friedener, sagt die Chefin des Laifufu Teesalons, die den Laden nach ihrem Hund und diesen mit den chinesischen Worten für „Das Glück soll kommen“ be- nannt hat. Unser erster Oolong hieß übrigens „Tee, der den Früh- ling nicht kennt“, weil er vor der ersten Blüte geerntet wird – wäh- rend der Dong Ding nach einer Ortschaft in 700 Meter Höhe benannt wurde.

Wir ersparen unseren diesbezüg- lich sicher schon aufgeklärten Lesern Pei-Jen Müller-Lierheims Kommentare zu großen Tee- Erntemaschinen und Teesorti- menten mit großer Aromenviel- falt, bekräftigen aber gern, dass es wirklich keinen Grund gibt, dem Oolong oder anderen feinen taiwanesischen Tees etwas bei- zumischen, sei es nun Vanille oder Granatapfel. Beim Jasmintee liegen die Dinge etwas anders. Wie genau, das kann am besten Pei-Jen Müller-Lierheim selbst erklären. Sie freut sich über jeden Besuch und jedes Gespräch. Wer ihre Tees kostet, ist nicht zum Kauf verp ichtet – aber vielleicht kauft er ja dann gern. Mit etwas Glück kennt er anschließend auch die Geschichte von den kulturbe- freiten Chinesen, die einst auf Pei-Jen Müller-Lierheims Frage nach einem Teesieb empfohlen haben, stattdessen einfach die Zähne zu nutzen.

Laifufu Teesalon
Maillingerstraße 14, Eingang Blutenburgstraße

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