American Football in der bayrischen Landeshauptstadt? Aber ja! Unsere Mannschaft heißt Munich Cowboys, spielt in der German Football League, zählt viele Nationalspieler zum Team und zeigt bei den Heimspielen im Dantestadion, wie faszinierend diese Sportart sein kann. Wir haben uns in die Spielregeln hineingefuchst, das letzte Spiel zur Saisonvorbereitung besucht und uns vom Fanfieber anstecken lassen. Da Zuschauer und Sponsoren immer willkommen sind, werben wir hier und heute um erhöhte Aufmerksamkeit für den professionell organisierten Club, seine Mannschaften, die Jugendarbeit. Einfach mal ein Spiel besuchen – und mitschwitzen!

Jeder hat die Bilder im Kopf: Ein Knäuel zumeist bulliger Kraftpakete in zwei Farbvarianten, jeder Einzelne lauernd wie der Panther vorm Angriff, bereit zu kämpfen, Furcht einflößend. Der Helm ein Gitter, die Schultern ein Schrank. Wer im Besitz des Leder-Eies ist und in Richtung des gabelförmigen Tors saust, trägt es fest und sanft umschlossen wie ein Baby – sofern er den Football nicht als Pass einem Team-Spieler entgegenschleudert. Blitzschnell sind die Bewegungen, präzise die Würfe, und wahrlich umwerfend die Aktionen, dem Gegner den Ball wieder abzutrotzen. Football fasziniert.

Auf dem Feld stehen abwechselnd das elfköpfige Offense-Team und das Defense-Team einer Mannschaft. Die gegnerische Mannschaft stellt jeweils das konträre Team. Der Angreifer hat Ballbesitz und vier Chancen, Raum Richtung Endzone und Tor zu gewinnen. Je weiter der Ball nach vorn getrieben werden kann, desto größer die Aussicht auf ein Field Goal, einen Touchdown und entsprechenden Punktgewinn. Wer in vier Spielzügen mehr als zehn Yards Raumgewinn erzielt, darf weitere Angriffe spielen. Ansonsten geht die Offensivrolle an die gegnerische Mannschaft über.

Auch wenn Football den Eindruck vermittelt, es gehe nur um Kraft und Kampfgeist, sind weit mehr Eigenschaften von den Spielern gefordert. Manche nennen American Football auch Rasenschach, weil Intelligenz bei der Wahl der nächsten Züge durchaus weiterführend ist. Ein guter Quarterback muss pfiffig sein, Ideen haben und ein exzellenter Teamspieler sein.

Auf etlichen Spielpositionen darf der Footballer auch ein paar Pfunde mehr auf die Waage bringen: Große Muskelpakete sorgen nicht nur für Antrieb, sondern auch für gesundheitlichen Schutz. Durch intensives Training seien seine Jungs athletischer als im Vorjahr, sagt Münchens Cheftrainer Phil Hickey stolz. Er verweist auf Bastian Neuger, einen talentierten Jungstar, der gerade sein Abitur abschließt, sich über zehn Kilo antrainieren konnte und heute schon das Football-Stipendium für Dallas 2012 in der Tasche hat. Er ist mit 100 Kilogramm gelistet, ein weiterer Star mit 110: Georg Bechtold, einer der Nationalspieler, die nach einer Saison im anderen Club nun wieder für die Cowboys gewonnen werden konnten. Mit solchen Schwergewichten haben die Munich Cowboys beste Aussichten, an die großen Erfolge der 90er- Jahre – Vizemeister 1992, Deutscher Meister 1993 – anzuknüpfen und die nicht ganz so starke letzte Saison vergessen zu machen. Auch das Coach-Team haben sie aufgestockt. Nun sind sie „heiß“ auf diese Saison.

14 Mannschaften kämpfen in der Bundesliga um den Spitzenplatz. Zunächst spielen alle Mannschaften gegeneinander – entweder in der Liga Nord oder wie die Cowboys in der Liga Süd – und gegen die in der letzten Saison gleich platzierte Mannschaft der anderen Gruppe. In dieser Runde qualifizieren sich acht Mannschaften für die Play-offs. Wer diese Hürde nimmt, spielt im K.-o.-System um die deutsche Meisterschaft. Dabei tritt der Sieger einer Gruppe gegen den Viertplatzierten der anderen Gruppe an, der Zweite der einen Gruppe gegen den Dritten der anderen Gruppe. Das Finale ist der German Bowl.

Auch wenn der Vereinsname Munich Cowboys mehr nach Tes-tosteron als nach Östrogen klingt, gibt es auch Kuhmädels. Damit meinen wir nicht die im Football unverzichtbaren Chearleader, die selbstverständlich auch bei den Munich Cowboys zu finden sind, sondern ganz normale Spielerinnen, Ladys genannt. Vereinspräsident Werner L. Maier erzählt schmunzelnd, dass die Damen oft härter rangehen als die Herren. Warum auch nicht? Auch sie spielen im Ligabetrieb und agieren außerordentlich erfolgreich. 2006, als die Deutsche Meisterschaft im Damentitel nach München geholt wurde, war ihnen der Sieg nicht zu nehmen.

Vorzeigbare Erfolge gibt es auch in den Kinder- und Jugendmannschaften des Vereins. Die Munich Cowboys Flag Riders und die Munich Cowboys Juniors kämpfen um Titel – unter anderem gegen die Haie und Löwen, Spinnen und Falken bayernweit. Beide Mannschaften freuen sich immer über Verstärkung ihrer Teams. Eine spannende Herausforderung, mitten drin in unserem Stadtviertel.

Die nächsten Heimspiele der German Football League finden am Sonntag, den 5. Juni und am Sonntag, den 24. Juli, jeweils um 15 Uhr, statt. Gegner werden die Wiesbaden Phantoms und die Essen Assindia Cardinals sein. Ein Spiel dauert viermal zwölf Minuten effektive Spielzeit. Für Wasser, Kaffee und Bier, Maiskolben, Hot Dogs und Burger ist gesorgt. Das Dantestadion bietet Sonnen- und Schattenplätze, ist damit ein perfekter Ort für die Open-Air-Saison. Kleinkinder finden Spielangebote wie Hüpfburg und Auf-die-Torwand-Werfen. Ein Stadionsprecher kommentiert alle Spielzüge. Wer sich mit Kick-off, Safety und Tackle noch nicht so vertraut fühlt, sollte einfach einen der zahlreichen Cowboys-Fans fragen. Die kennen sich nicht nur bestens aus, sondern freuen sich auch, ihr Wissen weiterzugeben.

PS: Das Vorbereitungsspiel gegen die Maastricht Wildcats, den niederländischen Vizemeis-
ter 2010, haben die Cowboys mit 32:6 souverän gewonnen. Von den ersten sechs Spielen konnten sie vier für sich entscheiden.