Nicht erst seit der Pegida-Demonstration auf dem Rotkreuzplatz am 27. Oktober, bei der sich vielleicht 20 völkische, nationalistische Pegidisten und rund 400 Gegendemonstranten unter dem Motto „Neuhausen pfeift auf Pegida“ bei strömendem Regen gegenüberstanden, fragen sich immer mehr Menschen, wie das Aufkommen rechtsextremer Bewegungen einzuschätzen ist. Ein paar Verirrte nur? Die üblichen Rechten, die es immer schon gab und die wohl auch nie verschwinden werden? Oder doch eine reale Gefahr mit wachsendem Potenzial?

Ein Blick ins Geschichtsbuch hilft, die Dinge einzuordnen. Auch die Nationalsozialisten haben einmal klein angefangen. Sie haben früh Hassreden gehalten und später die demokratischen Institutionen benutzt, um die Macht zu erobern. Als sie diese dann in den Händen hielten, ging es sehr schnell, die Demokratie wieder abzuschaffen.

Wir wollen an dieser Stelle keine Zukunftsprognosen abgeben, sondern unsere Leserinnen und Leser ermuntern, sich diese Fragen selbst zu beantworten. Ein Buch der Geschichtswerkstatt Neuhausen hilft dabei, die Vorgeschichte des Nationalsozialismus in unserem eigenen Lebensraum anschaulich nachzuvollziehen. Es stammt aus dem Jahr 1993, heißt „Zum Beispiel Neuhausen 1918 – 1933“ und ist ausgesprochen lesenswert.

In welchen Straßen war die NSDAP zuhause? Welche Parolen haben die Mitglieder ausgegeben, wo haben sie sich getroffen? Die Autoren der Geschichtswerkstatt haben zahlreiche Dokumente gesammelt und mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Sie zeichnen politische Karrieren nach, stellen jüdische Schicksale vor und thematisieren die Rolle der Frauen im Weltbild der Nazis.

Spannend liest sich der Verweis auf den in der Neustätterstraße 6 lebenden Neuhauser Schriftsteller Alfred Andersch („Sansibar oder der letzte Grund“), der die Geschichte von Heinrich Himmlers Vater zu Papier gebracht hat, die schließlich 1980 posthum veröffentlicht wurde: „Der Vater eines Mörders“. Gebhard Himmler lebte in der Lachnerstraße und war von 1922 bis 1930 Schulleiter am hiesigen Wittelsbacher Gymnasium, das auch der 1914 geborene Andersch eine Weile besucht hatte. In dieser auf eigenen Erfahrungen basierenden Schulgeschichte macht der Schriftsteller auf subtile Weise transparent, wie es zu Himmler und Hitler kommen konnte. Hier in Neuhausen, direkt vor unserer Haustüre. Ebenfalls höchst lesenswert!

Geschichtswerkstatt Neuhausen e. V.
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