Indisches Essen? Wie lecker! Schon kleine Kinder kennen die verschiedenen Gerichte und können selbstbewusst zum Ausdruck bringen, dass sie heute gern ein Mango-Chicken speisen würden. Auch wir mögen es gern. Unser Lieblingsinder ist das Natraj, ein kleines Restaurant in der Nymphenburger Straße 26, das seit zwölf Jahren besteht, sehr leckere, stets frisch zubereitete ayurvedische Gerichte kocht und bei TripAdvisor die Liste alle Inder Münchens anführt. Jetzt wurde auch noch der kleine Garten mit bequemen Holzstühlen aufgemöbelt.

Naresh Phulkar, der Chef des Hauses, ist ein gelernter Koch und stammt aus Bombay. Er weiß also, wovon er redet, wenn er über Essen spricht – und das tut er gern. Alle seine Gerichte werden täglich frisch nach ayurvedischen Rezepten zubereitet. Ayurveda ist die Lehre vom langen Leben und eine Kochwissenschaft. Sie entstand bereits vor Tausenden von Jahren im alten Indien. Nelken und Zimt, Koriander und Ingwer, Minze und Safran: Wohldosiert eingesetzt machen diese Zutaten die Gerichte zu bekömmlichen und köstlichen Speisen. Werden sie richtig verarbeitet, sollen sie sogar heilende Wirkung haben.

Die Karte des Natraj ist umfangreich, was in diesem Fall als Indiz für größte Kochfreude interpretiert werden darf. Eigentlich könne er 10.000 Gerichte anbieten, erzählt Naresh Phulkar schmunzelnd, und er erklärt uns, warum: „Es ist indische Tradition, der Gottheit Essen zu widmen. Jede Familie bringt ein neues Gericht in den Tempel. Im Kopf eines Inders ist deshalb der Variantenreichtum immer schon einprogrammiert.“ Wer häufiger im Natraj isst, wird bald herausschmecken, dass auch die Gerichte von der Karte jedes Mal ein bisschen anders schmecken. Aromatisch, harmonisch und äußerlich ansprechend sind sie immer.


Wie schafft man es, die Qualität zu halten? Naresh Phulkar ist da ganz offen und erklärt uns, dass die Kunst darin bestehe, die Köche zu überwachen. „Wenn einer schläft, schlafen alle.“ Oder philosophisch-scherzhaft ausgedrückt: „Selbstständig zu sein bedeutet, wie es das Wort schon sagt, dass man ständig selbst aufpassen muss.“ Sein Neffe, Nilesh Mandre, ist seit 2006 im Service des Lokals beschäftigt. Auch er wirft einen Blick auf das Ganze, checkt Teller für Teller, was zu den Kunden geht. So wird die Qualität auch dann gesichert, wenn der Chef mal nicht im Hause ist.

Auf Schweine- und Rindfleisch wird im Natraj natürlich verzichtet, das passt einfach nicht zur Tradition. Dafür finden sich zahlreiche indische Nationalspeisen in vielen Varianten wieder: Paneer Pakoras – eine mit hausgemachtem Käse und Magermilch gebackene traditionelle Vorspeise oder Navranta Korma – gemischtes Gemüse mit Früchten in Cremesauce. Es gibt Huhn- und Lammgerichte, feine Langusten- und Enten-Currys, Fisch und abwechslungsreiche vegetarische Spezialitäten. Allein zehn Brotvarianten stehen auf der Karte, darunter eine mit Käse und Trockenfrüchten oder frisch gebackenes Naan-Brot aus dem Tandoori-Ofen.

Es ist eine große Versuchung, das, was einmal so lecker geschmeckt hat, wieder und wieder zu bestellen. Aber eigentlich ist diese Selbstbeschränkung dumm. Der Reichtum dieser bombastischen Bombay-Küche erschließt sich ja gerade dann am besten, wenn man offen für neue Gerichte ist. Für Einsteiger empfehlen wir ein Thali, die gemischte Platte mit verschiedenen Gerichten in kleinen Schälchen. Sagen Sie einfach Thali Delhi oder Thali Eshnapur oder Thali Sultana oder …