Den ganzen Winter über haben wir uns über das Wetter unterhalten. Über den Winter, der nicht kam. Über den Herbst, der direkt in den Frühling – oder fast in den Sommer – überging. Obwohl wir uns in einer Zeit der globalen Erderwärmung befinden und das Wetter dementsprechend immer wieder in die Schlagzeilen findet, ist es ein altes Thema. Seit die Menschen auf unserem Planeten sind, drehen sich ihre Unterhaltungen um Sonnenschein und Regentage. Früher ging es darum, den richtigen Zeitpunkt fürs Säen und Ernten zu finden. Heute wollen wir wissen, ob am Wochenende ideales Ausflugswetter herrscht.


Anders als die Astronomie, die mit den alten Griechen wie Homer und Hesiod 700 Jahre vor Christus begann, ist die Wetterforschung eine Wissenschaft der Neuzeit. Der historische Meilenstein 1781 liegt hier bei dem Beginn der durchgehenden Wetterbeobachtungen auf dem Hohenpeißenberg in Oberbayern (im Rahmen der Societas Meteorologica Palatina). Die Klimaforschung dagegen ist keine 100 Jahre alt. Sie wächst mit den Aufgaben – und davon gibt es täglich mehr.
Forscher des „Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung“ veröffentlichten erst jüngst wieder Prognosen, nach denen nicht nur die Winter, sondern höchstwahrscheinlich auch die Sommer in den nächsten Jahren zunehmend wärmer werden. Die Hitzewellen werden sich häufen – in 20 Jahren könnten es viermal so viele wie heute sein. Werden wir uns auf trockenes Mittelmeerklima in Bayern einstellen müssen? Und wenn es dann regnet, auf Überflutungen und Zerstörungen von Passau bis Dömitz? Eine Antwort gibt es auf diese komplexen Fragen noch nicht. Viele andere Phänomene haben die studierten Wetterfrösche längst im Griff.

Erinnern Sie sich an den Wind, der Ende Februar und Ende März Saharastaub zu uns trug und unter anderem die im Freien stehenden Autos der Stadt rötlich einfärbte? Das war spektakulär, aber leicht zu erklären: Vorderseitig eines über dem Ostatlantik weit nach Süden reichenden Tiefdrucksystems wurden in einer kräftigen südlichen Strömung Luftmassen aus Nordafrika über den westlichen Mittelmeerraum bis nach West- und Mitteleuropa geführt. In dieser Luft enthalten waren größere Mengen feinster Mineralstaubpartikel, die – bei besonderen Wetterlagen – in hohen Konzentrationen weite Strecken in der Luft zurücklegen können. In der Regel lagert sich verfrachteter Saharastaub nur in geringem Maße am Erdboden ab. Wenn es aber zu Niederschlägen kommt, dann werden größere Mengen an Staub aus der Luft ausgewaschen. Sie hinterlassen einen lästigen, gelb bis rötlich in Erscheinung tretenden Dreckfilm auf allen Oberflächen. So erklärt es der „Deutsche Wetterdienst“ (DWD), eine Einrichtung, die zum Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gehört.

Wussten Sie, dass sich in Neuhausen – in der Helene-Weber-Allee 21 – eine Niederlassung des DWD befindet? Ein hochmoderner Gebäudekomplex mit Messstationen auf dem Dach und einem Messfeld direkt vor dem Gebäude! Wir sprachen mit Volker Wünsche, dem Leiter der Münchner Niederlassung, die zuständig ist für die Wettervorhersage in Bayern – und nachts auch für Baden-Württemberg.

Die insgesamt 69 Mitarbeiter im Haus und rund 150 Mitarbeiter in Außenstellen errechnen rund um die Uhr aktuelle Regional-Wettervorhersagen. Millionen von Messwerten und Daten werden täglich erstellt und verarbeitet. Insgesamt erteilt der DWD pro Jahr bundesweit 90 000 Vorhersagen sowie 30 000 Wetter- und Umweltwarnungen. Er liefert zudem rund 300 Millionen Klimadaten für Forschung und Lehre.

Während unserer Führung durch das Gebäude passieren wir den ganz normalen Arbeitsplatz eines Meteorologen. Vier Bildschirme hängen an seinem Arbeitsplatz, die das aktuelle Wetter zeigen. Spannend zu beobachten, wie sich – auf sechs vergleichenden Karten – ein Tiefdruckgebiet mit Wolkenfeldern langsam über Süddeutschland bewegt. Von den sechs Hauptprognosezentren, eins davon Reading bei London, scheint ihr Verlauf zuerst einmal unterschiedlich berechnet zu sein. Doch mit der Zeit gleichen sich die Vorhersagen immer weiter an.
Ganze Wirtschaftszweige und Länderregierungen sind angewiesen auf diese Werte und Prognosen. Wetterwarndienst, Katastrophenschutz, Lawinenwarnzentralen. Aktuelle Berichte werden regional, national, europaweit und weltweit in verschiedenen Zentralen berechnet, zusammengestellt und miteinander verglichen.

Weltweit sind die amtlichen Meteorologen und ihre Daten aus 11.000 Bodenmess-Stationen und Prognosen durch die „World Wide Meteorological Organisation“ (WMO) vernetzt und tatsächlich über alle politischen und geografischen Grenzen hinweg verbunden. Auch Krisengebiete sind nicht ausgeschlossen. Das Wetter scheint die Menschen tatsächlich zu einen. Was für eine wunderbare Vorstellung! Bleiben wir also bei diesem Thema! In diesem Sinne: Genießen Sie die Frühlingszeit!