Als Geburtstagsgeschenk für den legendären „Blauen Kurfürst“ Max Emanuel, der vor 350 Jahren am 11. Juli 1662 geboren wurde, hat die Bayerische Schlösserverwaltung dessen Rennschlitten aufwendig restauriert und neu präsentiert. Das „heiße“ Gefährt erstrahlt in frischem Glanz und wird auf einem weißen Leuchtpodest ins rechte Licht gerückt.
Der junge Kurfürst war ein begeisterter Schlittenfahrer berichteten Gesandte am Münchner Hof: „Die Jagd, das Spiel und Schlittenfahrten in der Nacht mit allen möglichen Kreaturen, das ist derzeit seine Hauptbeschäftigung“, merkt ein französischer Diplomat im Winter 1685 an. Die Schlittenleidenschaft des jungen Regenten lässt sich bei einem Blick auf das rasante Gefährt im Marstallmuseum sehr gut nachvollziehen. Der Rennschlitten entstand wahrscheinlich um 1683 im Umkreis des Bildhauers Andreas Faistenberger.
Auf einem Untergestell mit feurig roten Kufen und einem bekrönenden Sonnenhaupt ist ein Sitzkasten in Form einer phantastisch geschnitzten Hydra platziert. Inmitten der Schlangenhälse des vielköpfigen Monsters reitet als Galionsfigur Herkules. Der Heros hat seine Keule mit Schwung erhoben, um das züngelnde Haupt des Ungeheuers zu erschlagen. Das Motiv spielte auf Max Emanuels Erfolge in den Türkenkriegen an und verdeutlicht den ungeheuren Machtanspruch, den der junge Kurfürst von Beginn seiner Regentschaft an vertrat.
Spannende Neuerkenntnisse hat die jüngste Restaurierung zur ursprünglichen Farbfassung des Gefährts gebracht. Der Schlittenkasten war mit einer aufwendigen Blattsilberauflage und partiellen Vergoldungen versehen. Lüsterfarben in roter, blauer, grüner und gelber Tönung sorgten für einen schillernden Farbeindruck, der es mit jedem Speziallack der Autoindustrie aufnehmen könnte.
Seinen „Sportwagen“ steuerte Max Emanuel selbst – von einer Pritsche hinter dem Sitzkasten des Schlittens, in dem seine jeweilige Favoritin Platz nahm. Selbst bei eisigen Temperaturen schreckte der Kurfürst vor solchen Vergnügungen nicht zurück, während die zur Teilnahme verpflichtete Hofgesellschaft vor Kälte bibberte. Das Lustgefährt einer überbordenden barocken Festkultur ist nun im Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg zu bewundern.
Öffnungszeiten: 16. Oktober bis März: täglich 10-16 Uhr