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„Style statt stylisch“ sagte sich Gastronom Vasilis Konstantinidis, als er vor zwei Jahren „The Tribeca Cafe“ in Gern eröffnete. Ihn sprach das Ambiente der Umgebung an: luftige Straßen und hohe Bäume, kleine Läden und Hotels – genau die Art von Leichtigkeit, nach der er gesucht hatte. Seither herrscht in der Klugstraße „A New York State of Mind“ mit mediterranem Einschlag.

Konstantinidis wusste sofort, dass das alte Eckgebäude für sein neues Projekt genau das richtige war. Obwohl es sich in einem „katastrophalen Zustand“ befand, war es doch die richtige Ecke mit Flair. „Flair“, erklärt er, „kann man sich nicht aussuchen. Wenn das geeignete Objekt kommt, das welches hat, greift man zu.“
Das Konzept: ein Tagescafé mit einer gewissen Leichtigkeit. „Urbaner Schick“, nennt es der Gastronom. Normal-modern – nicht dem Zeitgeist gehorchend, nicht dem Mainstream folgend, sondern was Eigenes. Für ihn hat guter Stil viel mit der Liebe zum Detail zu tun. Acht Monate lang wurde umgebaut und renoviert, dann kamen der Blick und das Händchen seiner Frau Barbara für besagte Details ins Spiel.
Die Räume überraschen allein schon durch ihre Größe – früher war hier einmal ein Drogeriemarkt untergebracht. Wer sie aufmerksam betritt, dem fällt als Erstes der dunkelbraune Lederboden ins Auge, ein Wunsch seiner Frau. Sehr wohnlich und definitiv ausgefallen – aber auch unpraktisch, wie Konstantinidis zugibt. Die Tische stehen in lockeren Grüppchen herum, die dazugehörigen Stühle mal aus leichten Drahtbögen, mal geflochten, mit liebevollen Dekorationsgegenständen zwischendrin. Seine Frau hat viel Herz und eine sehr persönliche Handschrift in die Inneneinrichtung gegeben; die Sitzkissen hat sie alle selbst genäht.

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Der Name Tribeca geht auf das New Yorker Künstlerviertel zurück, das dem Ehepaar Konstantinidis so gut gefällt. Er bedeutet: Triangle Below Canal Street“, Dreieck unterhalb der Kanalstraße. Und auch das Tribeca in Gern liegt in einem Dreieck zwischen Biedersteiner Kanal und nördlicher Auffahrtsallee. Geöffnet hat es von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends, jeden Tag.
„Ein Tagescafé kann kein Nacht-café werden“, erklärt Konstantinidis den frühen Feierabend. Die Idee dahinter, die ganze Zielgruppe sei eben eine andere. Alkohol wird deshalb nicht ausgeschenkt. Viele Gäste finden das klasse – einige, so der gelernte Sommelier, schreckt es ab. Dafür ist allerdings ein alkoholfreier Prosecco im Angebot, „Prisecco“ aus Göttingen, der „weltbeste“ im Geschmack, wie uns der Wirt versichert.

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Das Publikum ist bunt gemischt, ganz so, wie es sein soll. Auf der Karte findet sich etwas für jeden Geschmack. In erster Linie ist das Tribeca natürlich ein Eldorado für Liebhaber feinster Kuchen. „Süßes ist die Basis“, stellt Konstantinidis mit sichtlichem Behagen fest. Und dafür braucht es ein spezielles „Gefühl für Zucker“, das seine Frau glücklicherweise besitzt. Sie macht Kuchen und Petit Fours – und hat sich mittlerweile eine treue Fangemeinde erbacken: Kuchen-Aficionados, die kommen und explizit nach „Barbaras Kuchen“ fragen. Ganz gleich, welche Sorte.
Aber es gibt auch Hamburger, da hat der Wirt auf die Bedürfnisse der Kinder gehört. Auch wenn jetzt die Burger zu 99 Prozent von den erwachsenen Gästen verspeist werden, wie er schmunzelnd feststellt. Das Frühstück kann man sich selbst aus einer schönen Auswahl zusammenstellen. Daneben gibt es Dips, Salate und Sandwiches sowie eine Fülle an kleinen Snacks wie Brotschnitten, Crêpes und Antipasti. Mittags ist jeweils auch ein vegetarisches Gericht auf der Tageskarte, manchmal sogar ein veganes. Neu im Angebot ist Frozen-Joghurt-Eis, nicht wie vielerorts aus Pulver, sondern aus echtem Joghurt hergestellt. An heißen Tagen kann man Cappuccino freddo oder den griechischen Café frappé als erfrischende Alternative zum Heißgetränk schlürfen. Für die kalten Tage steht neben Kaffee auch eine beachtliche Auswahl an Tees bereit, von Marokkanischer Minze bis zum Olivenblatt-Tee.
Im Shop des Cafés gibt es etliche Schmankerl zum mit nach Hause Nehmen. Neben den besagten weltbesten Getränken ohne Alkohol aus der Manufaktur Jörg Geiger auch vieles aus eigener Herstellung: Marmeladen, von Barbara gekocht; Olivenöl aus Kreta; Salzflocken, von der Schaumkrone der Meere gewonnen. Beste Qualität – teils aus München, teils aus dem Mittelmeerraum.

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Vasilis Konstantinidis ist in Deutschland geboren, hat aber seine Wurzeln in Nordgriechenland. Der Vollblutgastronom ist gelernter Koch, Hotelfachmann und Patissier. Seit 40 Jahren ist er im Gastro-Business, das er von der Pike auf gelernt hat. In seinen Höchstzeiten hat er 15 Lokale betrieben. „Da ist man dann aber nur noch bei der Arbeit“, stellt er fest. Und das zehrt an den Nerven. Irgendwann kam dann der „Umschwung in die Normalität“, wie er es nennt: weniger Lokale, dafür mehr Lebensqualität. „Wenn ich jetzt abends mal schon um 8 heimkomme, schauen mich alle ganz erstaunt an – sogar der Hund.“
Natürlich haben wir einen Deutschgriechen – oder Griechendeutschen? – in Zeiten der Griechenlandkrise auch dazu befragt. Konstantinidis sieht mit Optimismus in die Zukunft. „Die Griechen sind sehr warmherzig und offen“, sagt er. „Sie gehen mit offenen Armen auf die Welt zu – das ist ein großes Plus.“ Er erzählt von Menschlichkeit – vom Herz und der Barmherzigkeit der Griechen. Und dies wird ihnen auch aus dieser schweren Zeit helfen, glaubt er.

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Ob drinnen auf Lederboden oder draußen unter hohen Bäumen – das Tribeca trägt eindeutig zur zitierten Leichtigkeit in Gern bei. Zum New York State of Mind, wie Billy Joel singt – auch wenn er dabei wohl eher nicht an die Klugstraße gedacht hat. Aber eben an einen Ort, wo man locker-flockig den Tag genießen kann. Jeden Tag – bis um acht.

Tribeca. Klugstr.134
www.tribecacafe.de