Seit dem 2. Mai ist das Erstlingswerk der Gerner Autorin Bettina Plecher als Rowohlt-Taschenbuch im Buchhandel erhältlich. Wir haben die 300 Seiten gelesen, empfehlen sie als kurzweilige und angenehme Sommerlektüre – und trafen die Autorin zu einem Hintergrundgespräch.
LocalLIFE: Sie kommen aus München und leben heute in Gern. Nun haben Sie einen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich auch zwischen Leonrodstraße, Böcklinstraße und Romanplatz abspielt. Wie sind Sie auf die Idee zuIhrem ersten Buch, einem lokalen Krimi gekommen?

Bettina Plecher: Das Lokalkolorit stand zunächst gar nicht im Vordergrund. Mir gingen zwei Ideen durch den Kopf. Zum einen interessierte mich das Milieu der Uniklinik: Wie ergeht es den Ärzten dort, die auf der einen Seite heilen und Menschen helfen, die auf der anderen Seite aber auch wissenschaftliche Karriere machen wollen? Auf der anderen Seite häuften sich vor einigen Jahren Fälle, in denen Leute Bärlauch mit der hochgiftigen Herbstzeitlose verwechselten – zum Teil mit tödlichen Folgen. Als ich das hörte, setzte das meine kriminelle Phantasie frei: Was wäre, wenn hinter solch einer Verwechslung Absicht steht?

LocalLIFE: Daraus entwickeln Sie die Geschichte einer Stationsärztin, die am zweiten Arbeitstag in München mit dem Tod ihres Doktorvaters konfrontiert wird. Der Verlauf seiner letzten Stunden deutet darauf hin, dass er die hochgiftige Herbstzeitlose zu sich genommen hat. Während die Klinik von einem Versehen ausgeht, hegen die Ärztin und ihr Mitbewohner, ein Toxikologe, Zweifel an der Sache …

Bettina Plecher: Genau. Sie finden heraus, dass der Tote selbst einige Leichen im Keller hatte – und dass der Tod des Doktorvaters manchen Kollegen gar nicht ungelegen kam … Diese Geschichte hätte vielleicht auch in einer anderen Universitätsstadt spielen können, zu tödlichen Verwechslungen wie im Buch aber kommt es jedoch hauptsächlich in München. Im Englischen Garten gibt es Stellen, wo Bärlauch und Herbstzeitlose direkt nebeneinander wachsen, die Habitate sich quasi vermischen. Eine Vergiftung mit einem Herbstzeitlosen-Pesto ist also doch eine sehr lokale Form des Mordes. Außerdem liebe ich München und hatte Lust, über diese Stadt zu schreiben. Wenn Leser wie Sie, die Sie diese Ecke gut kennen, zusätzlich noch eigene Bilder im Kopf ergänzen, sobald ich die Gerner Brücke beschreibe: um sobesser.

LocalLIFE: Es gibt inzwischen recht viele Arten von Krimis. Die einen spielen in der Rechtsmedizin, andere erzählen von Terrorszenarien. Missbrauchte Kinder, psychischer Wahnsinn: Nicht wird ausgelassen. Passt Ihr Buch in eine dieser Schubladen?

Bettina Plecher: Nein, eher nicht. Mein Krimi gehört in die Kategorie „unblutige“ Krimis. Das Verbrechen entsteht aus dem Alltäglichen. Mich hat interessiert, was geschehen muss, damit jemand, der vielleicht vorher ein Ausbund der Tugend zu sein schien, zum Mörder wird. Meine Protagonisten schalten noch nicht einmal die Polizei ein, sondern ermitteln selbst. Frieda ist dabei die junge, idealistische Ärztin, während ihr Mitbewohner Quast die Sache als abgeklärter Toxikologe, der schon alles gesehen hat, ermittelt. Es gibt also weder eine Mordkommission noch Verfolgungsjagden, aber hoffentlich dennoch genug Überraschungen, um die Leser zu fesseln. Ich persönlich lese auch am liebsten Krimis, in denen Hobby-Ermittler aktiv werden. Oder Mrs. Marple höchstpersönlich.

LocalLIFE: Wie haben Sie sich auf das Schreiben vorbereitet?

Bettina Plecher: Ich bin mit einem Mediziner verheiratet und wir haben deshalb viele Ärzte im Freundes- und Bekanntenkreis. Natürlich habe ich keine echten Geschichten aus deren Leben weitergegeben. Alles ist frei erfunden. Ich bin aber sehr dankbar für die vielen hilfsbereiten Ansprechpartner, die mir das Milieu nahegebracht haben. Besonders danke ich dem Münchner Toxikologen Dr. Dr. Rudolf Pfab, der mich beraten hat, wo es um die Fragen der Vergiftungen ging.

LocalLIFE: Ihr Buch ist in der ersten Auflage mit 6.000 Stück erschienen. Wie lief die Startphase?

Bettina Plecher: Erstaunlich gut. Bereits am 14. Mai fand im Rahmen des Krimifestivals eine Lesung im Klinikum Rechts der Isar statt. Sabine Thomas vom Krimifestival brachte Bärlauch, Herbstzeitlosen und Maiglöckchen aus ihrem Garten mit; Dr. Dr. Rudolf Pfab erklärte die Unterschiede zwischen den Pflanzen und erzählte Spannendes aus seiner Praxis. Der Roman wird außerdem vom lokalen Buchhandel gut präsentiert. Ich kenne die Zahlen nicht genau, aber es sieht so aus, als wäre eine zweite Auflage möglich.

LocalLIFE: Ist auch eine Lesung in Neuhausen, Nymphenburg oder Gern in Sicht?

Bettina Plecher: Im Herbst ist eine Kriminacht für Groß und Klein an der Dom-Pedro-Schule geplant. Der Erlös soll dem Förderverein der Schule zugutekommen. Ich bin eingeladen worden, in diesem Rahmen aus „Giftgrün“ zu lesen. Nach den Sommerferien werden Ort und Zeit bekanntgegeben.

LocalLIFE: Vielen Dank für das Gespräch!