Seit bald drei Jahren gibt es die Neuhauser Wohnküche, ein modernes, von Sabine Ismael-Lang und ihrem Bruder Sebastian Lang geleitetes Lokal in der Lachnerstraße 1. Wir haben es besucht – und das gefunden, was in keiner Wohnküche fehlen darf: Wärme und Wein.

„Schatz, bring uns doch bitte mal ein Glas Wasser“, ruft Sabine Ismael-Lang quer durch den Raum und offenbart damit ein zentrales Element ihres Geschäftserfolgs. Der Schatz ist nämlich ihr Ehemann, Ibrahim Ismael aus Togo, der ebenso wichtig für den Familienbetrieb ist wie Papa Lang, der morgens in der Küche hilft und mittags im Service als Springer fungiert, oder der Cousin, der als Schreiner die Räume gestaltet hat, oder eben der Bruder, ein ausgebildeter Sommelier, der das umfassende Weinsortiment mit Schwerpunkt Deutschland betreut. Ein Großfamilienbetrieb, wie schön! Und dann noch aus Neuhausen: Sabine und Sebastian Lang sind in der Ysenburgstraße groß geworden, beide entschieden sich früh für die Gastronomie. Sabine wurde irgendwann zur leidenschaftlichen Betreiberin eines kleinen Cafés in der Nymphenburger Straße. Als allerdings das Haus nach einem Großbrand saniert werden musste und sie erfuhr, dass es eine Lizenz zum Kochen nie geben würde, war gerade das Restaurant in der Lachnerstraße 1 frei geworden und sie erhielt die Anfrage, ob sie nicht einsteigen wolle. Besser hätte es nicht kommen können. Die Geschwister Lang waren sich schnell einig, dass man fortan gemeinsam etwas aufziehen wolle, dass es kein Restaurant im klassischen Sinne sein solle, sondern ein Ort zum Wohlfühlen, an dem es selbstverständlich nur beste Hausmannskost geben würde – und guten Wein. Wohnküche wäre doch ein prima Name. Wo sonst stehen die nettesten Gäste auf Partys herum? Was sonst spielt bei der Wohnungssuche eine solch zentrale Rolle?

Nomen est omen oder anders gesagt: Wer sich Wohnküche nennt, muss auch eine Wohnküche herzeigen. Der Cousin entwarf ein Raumkonzept, bei dem die Küche in der Mitte liegt, so dass die Damen und Herren an den Töpfen immer genau wissen, was die hungrigen Mäuler um sie herum erwarten. Und ganz hinten tut sich sogar noch der Blick ins Wohnzimmer auf, wo ein Kamin– bestückt mit Familienbildern zum Chillen in den Ledersesseln auffordert.
Die Rechnung ging auf. Schon nach kurzer Zeit war die Neuhauser Wohnküche zum Geheimtipp geworden. Vor allem die täglich frisch zubereitete Mittagsküche zu zivilen Preisen hat es in Sachen Geschmack und Glück wirklich in sich. Heute gibt es Linsen-Spinat-Suppe oder Käsespätzle. Morgen stehen eine Grünkohlsuppe und „Afrikanisch mit Thunfisch“ auf dem Programm. Sabine Ismael-Lang ist die Küchenchefin, und was sie kocht, wurde vorher einem Härtetest in der Familie unterzogen. Einmal in der Woche muss ihr Mann ran. Seine Spezialitäten aus heimischen Gefilden erfreuen sich längst größter Beliebtheit und so wundert es nicht, dass die ein oder andere geschlossene Gesellschaft bei der Wahl des Essens „nur afrikanisch“ bestellt. Es ist die gehobene Hausmannskost, die mit Frische und Vielfalt überzeugt. Über die Mittagszeit kommen mittlerweile fast 200 Gäste aus den umliegenden Praxen, Büros und Wohnungen, um sich an Gerichten zu laben.

Die Wohnküche ist täglich geöffnet, unter der Woche schon ab 9 Uhr in der Früh. Dann kommen die Mütter mit Kindern oder die älteren Mitbürger, die nicht mehr im Beruf stehen, hier eine zweite Heimat finden und sich einfach vernetzen können. Später stoßen die Berufstätigen dazu, die, wie sie sagen, in der Wohnküche entspannen wie nirgendwo sonst. Es gibt keine Hektik, die Stimmung ist warm und herzlich, der Wein ist überdurchschnittlich gut. Macht nichts, wenn das Mittagsmahl irgendwann am Nachmittag ausgegangen sein wird, denn es bleibt eine kleine, feine Karte mit italienischen Speisen und ab 18 Uhr wird knackiger Flammkuchen gebacken. Fühlt sich wie Urlaub an. Urlaub in der Wohnküche. Urlaub zu Hause.