Wer jung ist, träumt vielleicht davon, wie ein bekannter Popstar auf der Bühne zu stehen: Usher, Lady Gaga, Mac Miller, das wär’s! Deren Konzerte sind immer ausverkauft. Wie cool! Man lädt die Songs der Interpreten auf den Player und singt ein wenig mit, wenn die Musik per Kopfhörer zu den Ohren dringt – aber nur, wenn keiner zuhören kann. Vor Publikum zu singen ist dann doch irgendwie peinlich. Auch für die meisten Älteren, die das hohe C allenfalls unter der Dusche oder allein im Auto riskieren.

Man müsste gleich als ausgereifter Sänger geboren werden, das wäre prima. Dann würde man einfach, wann immer man sich danach fühlt, auf die Bühne treten. Klappt aber nicht. Singen ist etwas, dass man trotz bester Anlagen jung und regelmäßig praktizieren muss. Schon der Embryo im Mutterleib hat das Gehör dafür, und mit dem ersten Schrei könnte es eigentlich losgehen. Eigentlich … wenn jemand vorund mitsingen würde … die Erzieherinnen ein wenig Gitarre spielten … die Grundschullehrerin ein Kind der großen Well- Familie wäre, die unter anderem Biermösl Blosn und Wellküren hervorgebracht hat und so herrlich leicht und unbeschwert ansprechende Melodien und lockere Texte über die Lippen bringt. Manch einer hat Glück und trifft eine solche Umgebung an. Es gibt in Neuhausen, Nymphenburg und Gern Kinderkrippen, Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen, an denen im Musikunterricht Großartiges geleistet wird. Was aber bleibt dem jungen Talent übrig, das singen möchte, aber nicht weiß wo? Wir haben die Antwort gefunden: Das ist dann ein Fall für den Kirchenmusikdirektor der Christuskirche, bei dem Einsteiger wie ausgebildete Sänger jeden Alters jederzeit willkommen sind. Andreas Hantke ist Musiker mit Leib und Seele. Seit seinem 12. Lebensjahr leitet er Instrumentalensembles und Chöre. Schon 1984 gründete er eine Singschule St. Johannes mit dem Schwerpunkt auf Musicalaufführungen und CD-Aufnahmen. Er komponiert selbst, leitet mit großer Begeisterung den großen Chor und den Kammerchor der Christuskirche sowie den Kantatenchor München und hat zudem die Kirchenspatzen übernommen und ausgebaut, das sind rund 60 Grundschulkinder, die im Sommer das Hantke-Musical „Martin- Luther-King“ (Text: Pfarrer Ulrich Haberl) aufführten und nun ab September dreimal das Hantke- Musical „Franziskus“ (Text: Gerhard Monninger) präsentieren werden. Andreas Hantke weiß, wie wichtig das Singen für die Menschen ist. Vor einigen Jahren führte er an seiner ehemaligen Gemeinde in Haidhausen das Elternsingen für werdenden Mütter und Kleinkinder ein. Je früher die Kinder ihre Stimme erfahren, desto mehr Freude werden sie später daran haben. Zu den „Kirchenspatzen“ kommen Kinder ab 5 Jahren, oft auch aus anderen Stadtteilen. Die jüngeren singen nach Geschlechtern getrennt, während die größeren – gemeint sind Dritt- und Viertklässler –gemeinsam singen und die über 10-Jährigen auch schon mal ins Studio gehen dürfen, um eine CD aufzunehmen. Öffentliche Auftritte sind natürliche Höhepunkte im jungen Sängerleben. Die Kids machen begeistert mit und lieben es, wenn sie bei der zweiten oder dritten Aufführung auch einmal die Rollen tauschen dürfen. Wie nebenbei lernen sie, sich punktgenau auf ihren Auftritt vorzubereiten – was mit Erfolg und verdientem Selbstbewusstsein belohnt wird. Einmal die Woche singen die Kirchenspatzen – frei von Stress und Druck. Andreas Hantke, dem man Freude und Leichtigkeit im Umgang mit Kindern sofort ansieht, verfolgt keine pädagogischen Ziele. Er verteilt auch keine Noten. Ihm und seinen Schülern geht um nichts anderes als ums Singen. „Singen ist Emotion“ sagt er und „Singen bedeutet Zugang zur Kultur“. Wer je eins seiner großartigen Konzerte besucht, wird verstehen, was genau er meint. Das musikalische Niveau in der Christusgemeinde steht dem der großen Veranstaltungen im Zentrum Münchens keinen Deut nach – entsprechend sind die meisten Konzerte hervorragend besucht. Sicher wird dies auch im Fall des Franziskus- Musicals so sein, mit dem die kleinen Kirchenspatzen einen frühen und doch so wichtigen Schritt hin zu einem öffentlichen Leben mit Liedern gehen. Wer singen gelernt hat, ist reicher geworden und kann seinen Gefühlen vielfältigen Ausdruck geben. Ob als Hip-Hopper oder als Protestsänger, als Operntenor oder im Kirchenchor – Hauptsache, es macht Spaß!