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Auf der Fläche der ehemaligen Luitpoldkaserne in München, zwischen Dachauer, Loth-, Schwere-Reiter-, Heß- und Infanteriestraße, wird ein urbanes Stadtquartier entstehen, in dem Wohnen und Arbeiten eng mit Kunst, Kultur und Wissen verknüpft werden: das KREATIVQUARTIER.

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Auf der Grundlage des Entwurfs des Architekturbüros Teleinternetcafé (Berlin) und der Landschaftsarchitekten von TH Treibhaus (Hamburg) wird das 20 Hektar große Areal in die vier Bereiche „Kreativpark“, „Kreativplattform“, „Kreativfeld“ und „Kreativlabor“ unterteilt. Neben gewerblichen, kulturellen, kreativwirtschaftlichen und sozialen Nutzungen sind Wohnungen und eine Grundschule vorgesehen. Das ursprünglich militärische Areal ist heute nur partiell genutzt. Im nördlichen Teil, im zukünftigen KREATIVLABOR, hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Kunst- und Kulturszene entwickelt, deren Potenzial aufgegriffen werden und zur Identitätsbildung des neuen Quartiers beitragen soll. Es gibt bereits unabhängige Institutionen, die aktiv, experimentell und interdisziplinär in diesem Quartierteil arbeiten und die sich in der offenen Struktur „Labor München“ zusammengefunden haben. Tanz, Theater, Musik, Kino, Performance und visuelle Kunst finden hier einen Entfaltungsraum, in dem Freiheit, Innovation, Zusammenarbeit, kulturelle Verantwortung, Dialog und Sozialbewusstsein im Mittelpunkt stehen. Die Vollversammlung des Münchner Stadtrates hat grünes Licht für die weitere Entwicklung des Projektes gegeben und seitdem wurden die ersten Entscheidungen getroffen. Infolgedessen wird das Quartier bald einen großen Wandel erfahren. Viele industrielle Gebäude, die zurzeit für kulturelle Projekte genutzt wurden, werden in Kürze abgerissen: Ein wichtiger Zeitpunkt, über die Zukunft dieses Quartiers nachzudenken und neue Ideen zu entwickeln, die das Kreativlabor weiterbringen.

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Das Gelände zwischen Dachauer und Schwere-Reiter-Straße befindet sich von Sommer 2014 bis Sommer 2016 UNDER (DE)CONSTRUCTION. Bevor die unmittelbar bevorstehende Transformation im Kreativlabor beginnt, während die ersten industriellen Gebäude abgerissen werden, wird dieser Quartierteil eine künstlerische, architektonische und soziale Metamorphose erfahren.
In der ersten Projektphase hat sich das Projektteam der Stiftung Federkiel ab August 2014 auf das Gelände begeben und gemeinsam mit Nutzern, Nachbarn und der Stadt München die Möglichkeiten vor Ort ausgelotet. Im September und Oktober 2014 wurden nationale und internationale Künstler/-innen eingeladen, verschiedene Räumlichkeiten im Kreativlabor unter dem Begriff Konstruktion/Dekonstruktion zu reflektieren: Neben diversen Ausstellungs- und Vermittlungsaktivitäten wurde aufgrund der nahenden Umnutzung des Kreativquartiers der Bereich Stadtplanung im Sinne von „Revitalisierung des urbanen Raums“ behandelt. Gemeinsam wurden Vorschläge einer grünen Infrastruktur mit urbanen Nutzpflanzen im Kreativquartier erarbeitet.

Giacomo Pirazzoli (CrossingLab.com ) von der Universität Florenz und sein Team Bianca Maria Rulli und Lenny Schiaretti haben Vorschläge einer grünen Infrastruktur mit urbanen Nutzpflanzen im Kreativquartier erarbeitet.

So soll mit dieser Initiative ein interimistisches Projekt angestoßen werden, das bis zum Zeitpunkt der Neubebauung des Areals eine Begrünung und Szenarien für temporäre Nutzungen entwickelt.
Hauptziel des Projektes UNDER (DE)CONSTRUCTION ist es, das Gelände an der Dachauer Straße durch kreative Interventionen gemeinsam mit seinen Nutzern voranzubringen. Durch die Entscheidung der Stadt München für den Entwurf des Architekturbüros Teleinternetcafé (Berlin), der eine prozessuale Quartiersentwicklung vorsieht, ergibt sich innerhalb der nächsten zwei Jahre kurzfristig eine einmalige Gelegenheit: die Vorläufigkeit als Chance für Spontanität und Flexibilität. Ein Quartier mit einer starken Identität kann entstehen, wenn die lokalen Akteure in die Entwicklung miteinbezogen werden und vorhandene Qualitäten wie bestehende Gebäude und Nutzungen in ihrer Kleinteiligkeit erhalten werden. Im Gegensatz zum repräsentativen Kunstareal besteht hier die Möglichkeit, der freien Szene Raum zu geben.

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MUT
Etwas abgelegen vom restlichen Ausstellungsareal befindet sich auf dem Dach eines Gebäudes, das 2015 abgerissen werden soll, die Lichtinstallation von Boris Maximowitz – in einer privilegierten Position: schon von der Dachauer Straße aus sichtbar. In vollem Glanze erhebt sich hier das Wort MUT und proklamiert eine Prämisse, die nicht nur die Initiativen dieses jungen Künstlers auszeichnet, sondern auch im Geist derer zu finden ist, die das Kreativquartier ausmachen.
Tatsächlich verdanken wir es der Kühnheit und Courage der zahlreichen Akteure dieses Geländes, dass hier heute Institutionen wie das PATHOS Theater, die Halle 6 oder auch das Leonrodhaus angesiedelt sind. Auf ihren Mut verweist Maximowitz. Den Mut, aus dem offiziellen und institutionalisierten Zirkel herauszutreten. Den Mut, Raum für Kreativität einzufordern. Den Mut, Projekte künstlerischer Qualität und sozialen Charakters anzuregen. Den Mut schließlich, Träume wahr werden zu lassen. Inmitten des Areals, das von Wechsel und Rekonstruktion geprägt ist, erinnert uns der Künstler an die Notwendigkeit, Mut zu zeigen. Mutig zu sein. Mut, als Antriebskraft, sich der aktuellen Situation zu stellen, sie kritisch zu analysieren und neue Aktionsformate anzuregen.