Wir sind schon oft an dem schönen Botschaftshaus in der Walhallastraße 7
vorbeigekommen und haben uns überlegt, was darin wohl geschehen möge. Wir freuen uns, dass Generalkonsul Krastin die Zeit gefunden hat, ein paar neugierige Fragen zu beantworten.



LocalLIFE: Herr Krastin, wann sind Sie nach Nymphenburg gekommen?

Atanas Krastin: Das Konsulat ist vor 12 Jahren in dieses wunderschöne, denkmalgeschützte Nymphenburger Haus eingezogen, ich selbst bin seit vier Jahren hier. Mein kleines Team und ich arbeiten hier sehr gern.

LocalLIFE: War es Zufall, dass Sie sich gerade an diesem Ort angesiedelt haben?

Atanas Krastin: Nymphenburg ist ein sehr schönes Viertel und wir haben exzellente Kontakte zur Nachbarschaft aufbauen können. Die Stiftung Nymphenburg hat viel für Kinder in Bulgarien getan. Zudem arbeiten wir mit dem hiesigen Bezirksausschuss 9 bestens zusammen. Er hat sogar schon unseren Bezirk 9 in Sofia besucht.

LocalLIFE: Wie viele Bulgaren wohnen in etwa in München?

Atanas Krastin: Bulgarien ist seit 2007 Vollmitglied der EU, EU-Bürger reisen also ohne Visum. Darum kennen wir die genauen Zahlen nicht. Es sind sicher über 10.000 Menschen. Interessant zu wissen ist es, dass unsere Studenten mit mehr als 2.000 Personen neben den Chinesen die zweite große Gruppe ausländischer Studenten an den Münchner Universitäten bilden.

LocalLIFE: Gibt es in Nymphenburg etwas, das Sie an Sofia erinnert? Etwas in Sofia, das Sie an München denken lässt?

Atanas Krastin: Bulgaren sind Südländer, Münchner sind es auch. Was das bedeutet, sehen wir im Sommer im Hirschgarten oder beim Nymphenburger Sommerfest. Das Leben draußen, das Feiern. Auch landschaftlich erinnert mich Bayern an Bulgarien. Bei uns gibt es ebenfalls diese Vielfalt von Bergen, Seen und Wäldern. Wie Bayern haben wir Skigebiete und idyllische Dörfer. Nur die Autobahnen sind noch nicht vollständig ausgebaut.

LocalLIFE: Erzählen Sie von Ihrer Arbeit hier. Wir haben gelesen, dass Sie die Beziehungen zwis-chen Bayern und Bulgarien pflegen.

Atanas Krastin: Ja das stimmt, wir intensivieren die Beziehungen zu Bayern und Baden-Württemberg. Seit 1990 wurden ja bei uns sehr viele Reformen angestoßen, dafür können wir die Praxiserfahrungen aus Deutschland gut gebrauchen. Denken Sie beispielsweise an den Bau von Kläranlagen oder Deponien. Gerade die Bayern sind engagiert, sie tätigen ein Drittel aller deutschen Investitionen in unser Land.

LocalLIFE: In welcher Sprache wird in Bulgarien miteinander geredet? Die wenigsten Deutschen sprechen Bulgarisch.

Atanas Krastin: Unsere Geschichte war immer eng mit der der Deuts-chen verknüpft, und vor der Maueröffnung kamen viele Bürger aus der DDR nach Bulgarien, um ihren Urlaub an der Schwarzmeerküste zu verbringen. Deutsch ist heute die zweite Fremdsprache in unserem Land. In fast jeder größeren Stadt Bulgariens gibt es ein deutschsprachiges Gymnasium.

LocalLIFE: Ist Bulgarien ein attraktives Urlaubsland?

Atanas Krastin: Keine Frage! Die beliebte Küste am Schwarzen Meer ist nur eins von vielen Zielen. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot für die unterschiedlichsten Interessensgruppen. Die Natur Bulgariens ist teilweise noch sehr unberührt, es gibt große Naturparks und unglaublich schöne Landschaften. Sie finden einen großen Artenreichtum und wunderschöne Wanderstrecken. Wir haben längst Bauernhofurlaub und Ökotourismus eingeführt, so dass es viele Mö-glichkeiten für individuelle Reisen gibt. Natürlich wurden auch moderne Luxushotels und Golfplätze gebaut, Spa ist ebenso wenig ein Fremdwort wie Kitesurfing.

LocalLIFE: Haben Sie eine Bots-chaft an Ihre Nachbarn hier vor Ort?

Atanas Krastin: Lernen Sie unser Land kennen! Wir produzieren einen wunderbaren Rotwein, den Sie im deutschen Handel niemals finden würden. Wir haben archäo-logische Schätze vorzustellen wie zum Beispiel das Tal der thrakischen Könige. Die verschiedensten Kulturen sind schon früh in der Geschichte durch unser Land gezogen und haben ihre Spuren hinterlassen. Sie finden bezaubernde Architektur – und vor allem viele Menschen, die Sie ganz herzlich aufnehmen. Probieren Sie es aus. Lufthansa fliegt dreimal täglich nach Sofia. Eine Reise kann mehr bewirken als die Worte eines Generalkonsuls.

LocalLIFE: Herr Krastin, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.