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Seit September 2014 belebt die Gorilla-Bar die Neuhausener Szene. Obwohl es der Wirt Ahmet Özkan gar nicht so sehr mit „Szene“ hat. Er wollte einfach eine nette „Boazn“ schaffen, in der sich die Leute wohlfühlen. Ein Wohnzimmer für alle – mit guten Getränken und guter Musik. Und das ist ihm rundum gelungen!

Auch, wenn ein Abend um 19.20 Uhr einmal ruhig startet und man sich schon fragt, wo denn heute die Gäste bleiben … auch dann macht sich Ahmet keine Gedanken. „Der Gorilla hat immer das letzte Wort, hat ein Freund von mir gesagt“, erklärt er. Das heißt: Die Gäste kommen auf jeden Fall. Es ist immer etwas los. Bis zu 100 Leute drängen sich zeitweilig in der kleinen Kneipe, die in Rekordzeit zum Wohnzimmer für das Viertel geworden ist. Der Erfolg hat niemanden mehr überrascht als den Wirt. „Ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass es so gut läuft“, erklärt Ahmet. Doch es scheint, als hätten die Leute in Neuhausen und Umgebung auf die Gorilla-Bar gewartet. Die ersten Monate war sogar ein Türsteher im Einsatz. „Die Leute haben sich übereinandergestapelt“, schmunzelt Ahmet. „Wenn etwas Neues angeboten wird, sind eben alle neugierig.“ Und wenn es gut ist, dann wird es angenommen.

„Ich bin dem Stadtteil sehr dankbar“, stellt der Wirt fest, der vor 20 Jahren aus Siegen nach München kam. Neuhausen hat ihm auf Anhieb gefallen – und gefällt ihm immer noch. Normalerweise muss jeder Einsteiger damit rechnen, das erste halbe Jahr nichts zu verdienen, sondern draufzuzahlen. Ahmet, der nicht aus der Gastronomie kommt, sprang allerdings ins kalte Wasser, was er im Nachhinein als „naiv und risikofreudig“ bewertet: „Heute bin ich Gastronom, da würde ich es nicht mehr so machen.“ Doch vor eineinhalb Jahren, als die Work-Life-Balance in seinem alten Job nicht mehr gestimmt hat, hat er einfach händeringend nach etwas Neuem gesucht. Und ist mit dem Unterschreiben des Pachtvertrags ganz unbedarft sein eigener Chef geworden. Einzige Erfahrung im Gastro-Bereich bis dato: Vor drei Jahren hatte er mal ein halbes Jahr lang samstags bei einem Freund in der Guerilla-Bar ausgeholfen. Er hatte noch überlegt, diese zu übernehmen – wollte dann aber doch etwas ganz Eigenes aufbauen. Zur Gorilla-Bar war es in der Namensgebung für den tierlieben Kneipier dann nur ein kleiner Schritt. (Übrigens: Jeder Hund, der hier vorbeischaut, wird auf einem Foto verewigt.)

In Berlin und Frankfurt hatte sich der Neuwirt Kneipen angeschaut. Einiges von dem, was ihm woanders gefallen hat, ist hier miteingeflossen. Vieles hat er aber auch einfach selbst gemacht – so zum Beispiel die Tafel, die über den originellen Getränkeregalen hinter dem Tresen hängt: eine schlichte Kreidetafel in edlem Rahmen, die einen entscheidenden Anstoß gegeben hat: „Da habe ich gemerkt, dass das schon starken Bar-Charakter hat“, erklärt Ahmet. Da musste er ja förmlich hochwertigere Alkoholika anbieten, beste Qualität statt billige Herrengedecke. Er hat einiges ausprobiert, Whiskys beispielsweise gingen einfach nicht. Schließlich haben sich Gin und Tonic als Spezialitäten ((oder hat sich Gin Tonic … als Spezialität ?)) des Hauses eingependelt. Ob Szenestars wie Monkey 47 aus dem Schwarzwald, Klassiker wie Bombay Sapphire aus London oder lokale Wacholderschnäpse wie The Duke aus München – alles wird mit bestem Tonic Water serviert, Thomas Henry oder Schweppes. „Kohlensäure unterstützt den Geschmack“, erklärt der Gin-Liebhaber, der seinerzeit durch den schottischen Hendrick’s auf den Geschmack gebracht wurde.

Ahmet beobachtet seine Gäste, nimmt ihre Rückmeldungen sehr ernst und hat so auch sein Getränkeangebot optimiert. „Das Rad muss man nicht neu erfinden“, erklärt er. Wenn etwas geht, kann man es einfach laufen lassen. Aber den Leuten muss schmecken, was vorgesetzt wird. Zu jedem Getränk stehen reichlich Knabbereien bereit – ein nettes Extra. Küche gibt es nicht, man kann sich bei Bedarf das eigene Essen mitbringen. Trotz der hochwertigen Spirituosen ist die Gorilla-Bar keine stylische Bar, sondern einfach eine gemütliche Kneipe, in die man mal eben auf ein Bier vorbeikommen kann. Ahmet empfiehlt das Kellerbier – wie so vieles bei ihm vom Fass („Wir wollen einfach nicht so viele Kisten schleppen.“). Seine Einkäufe erledigt er gern wenn möglich im Stadtteil. Der Wein kommt aus einem Laden an der Donnersbergerbrücke. Auch die Musik ist wichtig: Qualität, nicht die Charts. Regelmäßig sind DJs und Plattenspieler am Start. Es gibt auch Live-Musik – aus Rücksicht auf die Anwohner allerdings nicht zu oft. Eine sehr beliebte Aktion der Gorilla-Bar sind Lesungen. Richtige Poetry Slams seien das nicht, meint Ahmet, der selbst Kurzgeschichten schreibt, weil der Wettkampfcharakter fehle. Eine Fotoausstellung hängt an den Wänden des winzigen, behaglichen Nebenraums. Es ist einiges geboten.

Das Publikum ist bunt gemischt und wird vom stolzen Wirt als „angenehm und treu“ beschrieben. Unter der Woche sei die „persönliche Betreuung“ durch Wirt und Theken-Crew sehr intensiv, weil dann Zeit ist, sich um die Stammgäste zu kümmern. Ahmet glaubt, dass die gesellige Atmosphäre, auf die er großen Wert legt, der Grund für den Erfolg der Bar ist. „Leute abholen“, nennt er das und meint: sie mit einzubeziehen, jedem das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, sie zu animieren, sich miteinander zu unterhalten. „Auch wenn man alleine kommt, kommt man immer mit jemandem ins Gespräch“, erzählt er. Das ist schon etwas Besonderes. Doch der Gorilla, wie eingangs erwähnt, der hat dabei immer das letzte Wort.

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Gorilla-Bar
Hirschbergstr. 23
80634 München
www.gorilla-bar.com
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